Kinder- und Familienzentren sind keine abgeschlossenen Räume, die nur auf sich selbst bezogen sind. Sie lassen es auf der einen Seite zu, dass die Gegebenheiten des Sozialraums in ihre Einrichtung einwirken. Auf der anderen Seite geht die Zielrichtung ihrer Arbeit auch immer nach außen, mit dem Ziel, die Bedingungen für Eltern und Kinder im Sozialraum aktiv zu verbessern. Dabei können sie die Ressourcen und Kompetenzen des Sozialraums nutzen und diese auch beeinflussen.
Kinder- und Familienzentren sind forschend-lernende Systeme. Sie sind der Fingerabdruck ihres Sozialraums.
Referentin bei einem Netzwerktreffen

Kinder -und Familienzentren greifen vorhandene Angebote aus dem Sozialraum auf. Dadurch können Doppelstrukturen vermieden und Wissen gebündelt werden. Eine konsequente Ressourcenorientierung ist der entscheidende Weg, um Familien wertschätzend und vertrauensvoll in ihrem Erziehungsauftrag zu begleiten und ihnen, bedarfsorientierte und wohnortnahe Unterstützung anzubieten.

Zahlreiche Partner für ein gemeinsames Wirken

Auf dem Weg zum Kinder- und Familienzentrum ist es  daher sinnvoll, zu Beginn des Prozesses eine Sozialraum- und Stakeholderanalyse durchzuführen. Hierbei werden relevante Akteur:innen im eigenen Umfeld identifiziert und Möglichkeiten der Kooperation ausgelotet. Ob Stadtteilbibliotheken, die Feuerwehr oder Sportvereine, es gibt zahlreiche Partner für ein gemeinsames Wirken. Eine Sozialraumbegehung, etwa ein Gang durchs Dorf oder Viertel, gibt weitere Anhaltspunkte – wie ist die Art und der Zustand der Häuser, gibt es Grünflächen und Parks in der Nähe, wie ist das Gebiet an den öffentlichen Nahverkehr angebunden? Diese Faktoren gilt es für ein Netzwerk immer wieder zu prüfen, denn daraus lassen sich Möglichkeiten und offene Bedarfe ableiten.

Über das örtliche Jugendamt beziehungsweise die Jugendhilfeplanung erhalten die Kinder- und Familienzentren Daten zur Bevölkerungsstruktur, etwa Einwohnerzahl, Kinderanteil, Haushaltsgröße, Anteil der Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationshintergrund oder Informationen zu Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Bezug von Sozialleistungen. Diese Daten, wie auch Daten der Schuleingangsuntersuchungen oder eine Übersicht aller Vereine im Ort können in die eigene Sozialraumanalyse einbezogen werden. All diese Informationen helfen, ein umfassendes Bild des Sozialraums zu bekommen, um die Angebote für die Kinder und ihre Familien darauf ausrichten zu können.

Zudem verfügen die Kinder- und Familienzentren über einrichtungsbezogene Daten, zum Beispiel aus dem Anmeldeverfahren. Stellen Sie fest, dass der Anteil einer bestimmten Gruppe, zum Beispiel Alleinerziehende, Kinder mit Fluchthintergrund oder Vollzeit erwerbstätigen Eltern besonders groß ist, können sie darauf in ihren Angeboten eingehen.

Vater mit Kind schauen sich ein Buch an
Bild: Picsea (Unsplash)
Der Kontakt zu Institutionen, Vereinen und Organisationen wurde enorm vertieft, ein tolles Miteinander ist entstanden. Der Zuspruch der Öffentlichkeit ist sehr groß, es entstehen ständig neue Partnerschaften.
Referentin bei einem Netzwerktreffen

Aufbau von Kooperationen und Netzwerken – Bereicherung und Entlastung für alle

Ein Kinder- und Familienzentrum, das mit Partnerinnen und Partnern im Sozialraum kooperiert, wird zum Mittelpunkt eines Netzwerks, das Kinder und ihre Familien fördert. Das Netzwerk kann auf kurzem Wege Ansprechpartnerinnen und -partner sowie Bildungs- und Unterstützungsangebote vermitteln. Das entlastet alle. Für alle Beteiligten bietet die Arbeit im Netzwerk Chancen. So können Ressourcen und Kompetenzen gebündelt und die eigene Handlungsfähigkeit erhöht werden. Dabei kommt es vor allem auf die Qualität der Beziehungen an und weniger darauf, dass möglichst viele Partnerinnen und Partnern im Netzwerk sind. Es gilt, Zuständigkeitsgrenzen zu überwinden und partnerschaftlich daran zu arbeiten, dass jedes einzelne Kind die Teilhabemöglichkeiten erhält, die es für seine bestmögliche Entwicklung braucht.

Schnittmengen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit

Nach der Analyse können meist zentrale Kooperationspartnerinnen und -partner nach der Relevanz für die Arbeit der Einrichtung sowie für die Kinder und ihre Familien identifiziert werden. Im nächsten Schritt geht es darum, Kontakte auf- und auszubauen. Oftmals bestehen Stadtteilgremien und Arbeitskreise, die als Ausgangspunkt für die Vernetzung in den Sozialraum genutzt werden können. Es gilt dann, bestehende Schnittmengen und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu klären. Beim Wunsch zur Kooperation sollte immer mitgedacht werden, dass jede Organisation zunächst ihren jeweiligen Kernauftrag im Blick hat und dann schaut, inwiefern sich weitere Kooperationsbezüge lohnen und auch personell umsetzbar sind. Für beide Seiten muss daher ein erkennbarer Mehrwert aus der Zusammenarbeit sowie eine vertrauensvolle Beziehung entstehen. So kann eine Kooperation langfristig gelingen. Darüber hinaus ist es zentral, die Verantwortungen gezielt zu steuern und die nötigen Ressourcen zu sichern, zum Beispiel durch ein Steuerungsgremium, das mit entsprechenden Mandaten und Mitteln ausgestattet ist.

Wichtig ist, dass der Kooperationsgedanke auch im Team verankert ist. Dies gelingt, wenn sich alle beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Ziel identifizieren und die personellen, zeitlichen und räumlichen Ressourcen für die Kooperation bereitstehen.

Es ist wichtig, das Richtige zur richtigen Zeit zu tun, denn es braucht die richtigen Ressourcen, Instrumente, Zeit und Rahmen und manchmal, da muss man Rückschläge oder Stillstand auch mal aushalten.
Referentin bei einem Netzwerktreffen

Begegnung

Öffnung in den Sozialraum durch:

  • Austausch & Kontakte
  • Fragen & Antworten
  • Einbezug von Expertinnen und Experten
  • Elternbeteiligung
  • Unterstützung bei: Fachdiensten & Behördengängen

Das KiFaZ wird so zum Fingerabdruck des Sozialraums, in dem es sich befindet.