Damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter dem Vorhaben Kinder- und Familienzentrum stehen, ist es wichtig das gesamte Team ins Boot zu holen und von Anfang in den Entwicklungsprozess und die damit verbundenen Veränderungen einzubinden.

Leitungen haben eine entscheidende Rolle, wenn es um die Zusammenarbeit im Team geht. Mit einer Haltung geprägt von Wertschätzung, Respekt, geteilter Verantwortung und Partizipation der Mitarbeitenden gestalten sie eine Kultur, die die Motivation und Kooperationsbereitschaft im Team fördert.

Gemeinsame Visionen und Ziele

Damit Kinder- und Familienzentren gemeinsam mit und für Kinder und ihre Familien wirksame Angebote entwickeln können, brauchen Teams gemeinsame Visionen und Ziele. Ziele und Visionen werden dann wirksam, wenn sie konsequent an den Bedarfen der Zielgruppen ausgerichtet werden. Sie müssen sich also darüber im Klaren sein: Wozu tun wir etwas? Und für wen tun wir es? Diese Fragen können Leitungen mit ihren Teams mit der Methode „Zielkreis“ bearbeiten. Die Mitarbeitenden werden so von Anfang an in den Entwicklungsprozess einbezogen.

Den Realitätscheck nicht vergessen: Was ist möglich, was braucht es und welche Meilensteine sind realistisch. Damit aus Enthusiasmus keine Unlust und es nicht zu viel wird.
Teilnehmerin bei einem Netzwerktreffen

Eine lebendige Kommunikationskultur

Teams brauchen gelingende Kommunikation untereinander, Zeit zum Austausch und sogenannte Denkräume, in denen sie zunächst unbewertet Ideen entwickeln oder auch wieder verwerfen dürfen. Jede und jeder ist hierbei gefragt – und wird zur Äußerung ihrer/seiner Gedanken angeregt. Lautes Denken ist erwünscht, wertschätzendes Feedback ist selbstverständlich. Dabei ist es hilfreich, sich immer wieder fachlich und professionell zu fokussieren: Was ist Ziel unserer Diskussion? An welchen fachlichen Standards orientieren wir uns? Was wollen und brauchen die Familien?

Hierbei ist die Aufgabe der Leitung, Zeitfenster für den Dialog und Austausch zu planen, Diskussionen zu moderieren, verschiedene Positionen sichtbar zu machen und zu würdigen. Gerade in Kinder- und Familienzentren mit hoher Beteiligung gilt es, die Interessen respektvoll abzuwägen. Geht der Familienchor samstags Vormittag in die KiFaZ Turnhalle oder die Eltern-Kind-Fußballmannschaft? Werden neue Bücher für den mehrsprachigen Lesenachmittag angeschafft oder ein Beamer für die internationalen Eltern-Filmabende? Wer im Team „opfert“ seinen Feierabend oder das Wochenende für das Lagerfeuerprojekt mit der Freiwilligen Feuerwehr? Hier entsteht viel Konfliktpotential. Alle Teammitglieder sollten daher über ein Grundhandwerkszeug an Gesprächsführung verfügen.

Bastelei
Bild: Taylor Heery (Unsplash)

Die Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg, Aktives Zuhören nach Rogers, das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun bieten hilfreiche Anregungen, um in der Kommunikation klar, bei sich selbst und wertschätzend mit dem Gegenüber zu sein. Somit werden Missverständnisse vermieden, Bedürfnisse haben Platz und der Dialog gelingt. Dies bildet gleichzeitig die Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den Familien und Kooperationspartnern aus dem Sozialraum.

Wir als Team gestalten einen Ort für Familien im Stadtteil

Einem Team, das in dieser Weise zusammenarbeitet, fällt es leicht, alle Familien des Stadtteils willkommen zu heißen. Was sie selbst an Teilhabe, Weiterentwicklung und Freude an Veränderungen in ihrer Teamarbeit erleben, können sie unmittelbar in die Angebote der Einrichtung einfließen lassen:

Was interessiert Sie als Eltern? Woran möchten Sie mitwirken? Was brauchen Sie für Angebote im Stadtteil? Welche selbstbestimmten Entwicklungs- und Bildungsprozesse wollen die Kinder? Was brauchen sie dafür?

Mitarbeitende, die als Expertinnen und Experten für ihre Arbeit ernst genommen werden, nehmen Familien in dieser Rolle für ihre Lebensgestaltung und Entwicklung ernst. Team und Familien entwickeln ko-konstruktiv ein Bild davon, was die Einrichtung zu einem Ort für Familien im und mit dem Sozialraum macht.

Es braucht eine fehlerfreundliche Lernkultur, denn Fehler machen ist wichtig – nur wer Fehler machen darf, kann sich auch weiterentwickeln – Fehler sind Entwicklungspotential.
Referentin bei einem Netzwerktreffen

So entstehen Zugänge: Für Familien, deren Kinder die Einrichtung (noch) nicht besuchen. Sportangebote in Kooperation mit Vereinen am Abend im Bewegungsraum des KiFaZ, vielfältige Angebote von Familienberatung und -bildung die auf Wünsche und Bedarfe der Eltern reagieren, Aktionen auf öffentlichen Plätzen im umliegenden Sozialraum – diese Angebote erfordern die Bereitschaft des Teams, über den Tellerrand der Kindertagesstätte hinauszublicken. Neue Eltern der Einrichtung erleben, dass ihnen „alte Hasen“ unter den Eltern im Elterncafé mit offenem Ohr und Informationen zur Seite stehen – Mitarbeitende erleben dies nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung. Mit häufigen kurzen Abfragen bei den Eltern zur Zufriedenheit mit Angeboten und Wünschen nach eigener Beteiligung signalisieren Mitarbeitende: Wir sind interessiert an gemeinsamer Gestaltung mit Ihnen.

Kinder- und Familienzentren haben den Auftrag, sich mit den Kindern und Familien an deren Wünschen und Bedarfen zu orientieren. Dafür vernetzen sie sich im Sozialraum und nutzen seine Ressourcen. Wird dieser klare Auftrag vom ganzen Team an- und ernstgenommen, ist die Basis für das Gelingen gelegt.

Unabdingbar ist es schließlich auch, dass man das gesamte Team mit seinen Stärken, Schwächen, Ideen und Ängsten ins Boot holt. Läuft es hier nicht glatt, steht der gesamte Prozess auf wackeligen Füßen.
Referentin bei einem Netzwerktreffen

Leitfragen

  • Wie sieht das Organigramm unserer Einrichtung aus?
  • Welche Kompetenzen fehlen der Einrichtung noch?
  • Wer entwickelt welche Schwerpunkte in seiner Rolle?
  • Wer fühlt sich in welchem Angebotsfenster „zuhause“?