
Eine gute Zusammenarbeit mit Familien setzt voraus, dass sich Eltern, Bezugspersonen und Kinder aktiv im KiFaZ einbringen können. Dabei sind Beschwerdemöglichkeiten grundsätzlich als Bestandteil einer gelingenden Beteiligung zu verstehen. Es braucht deshalb Gelegenheiten für Eltern, ihre Anliegen, Ideen, Rückmeldungen und Beschwerden einzubringen, um für sich selbst wie auch als Sprachrohr für die Bedürfnisse ihrer Kinder wirken zu können.
Beschwerden als Chance begreifen
Beschwerden werden oft als belastend empfunden, bieten jedoch eine wertvolle Möglichkeit zur Reflexion und Weiterentwicklung der pädagogischen Qualität. Eine wertschätzende Haltung ist entscheidend: Beschwerden sollten nicht als Angriff, sondern als konstruktive Rückmeldung verstanden werden. Eine gelebte Beschwerdekultur ist dabei Voraussetzung für den Erfolg von Beschwerdeangeboten. Auch im Team sollte eine beschwerdefreundliche Haltung gefördert werden. Folgende Impulse der Selbstreflexion können zu einer solchen Haltung beitragen.
Impulse der Selbstreflexion
- Was sind meine persönlichen Erfahrungen mit Beschwerden (Als Kind, Elternteil etc.)?
- Was lösen Meinungen, Sichtweisen und Kritik von Eltern in mir aus?
- Wie gehe ich damit um?
- Welche und wessen Beschwerden fordern mich heraus?
- Wie vermittle ich Eltern, dass ihre Meinungen, Sichtweisen und Kritik wichtig sind
- Welche Rückmeldungen erhalten Eltern von mir, wenn sie sich mit ihren Meinungen und ihrer Kritik einbringen?
Zuhören und Lösungsorientierung
Ein wertschätzendes Gespräch auf Augenhöhe ist der Schlüssel zur gemeinsamen Lösungsfindung. Hinter jeder Beschwerde steckt ein Anliegen oder ein unerfülltes Bedürfnis. Um dies herauszufinden, hilft aktives Zuhören und gezieltes Nachfragen. Ein Perspektivwechsel kann dabei hilfreich sein: „Welche guten Gründe könnte es dafür geben, dass die Person dies oder jenes sagt?“ Eltern fühlen sich ernst genommen, wenn sie sehen, dass ihre Rückmeldungen tatsächlich Veränderungen bewirken.
Klare Beschwerdewege
Damit Eltern ihre Anliegen äußern können, sollten Kinder- und Familienzentren transparente Beschwerdewege etablieren. Wichtig ist, dass Eltern wissen, an wen sie sich wenden können und wie der Prozess abläuft. Je vielfältiger die Möglichkeiten sind, desto mehr Eltern werden sie nutzen. Fragen Sie die Familien direkt, welche Beschwerdewege sie bevorzugen, und überprüfen Sie diese regelmäßig gemeinsam mit ihnen. Reflektieren Sie zusätzlich im Team, welche Barrieren es gibt, die Eltern davon abhalten, ihre Anliegen zu äußern.
Ideen – und Beschwerdemöglichkeiten
- Regelmäßige Feedbackgespräche (z. B. Tür- und Angelgespräche, bei Familiencafés usw.)
- Beschwerdebox oder Beschwerdeformular im KiFaZ
- Offene Sprechstunden mit der Leitung / Koordinator:in
- Digitale Rückmeldemöglichkeiten (E-Mail, Kita-App)
- Über den Elternbeirat
- Umfragen zu Ideen oder Meinungen
Sie möchten für den nächsten Elternnachmittag ein Thema aufgreifen, zu dem sich die Eltern Anregungen und Austausch wünschen?
Um zu erfahren, welches Thema die Eltern interessiert, können Sie Flipcharts an einem zentralen Ort im KiFaZ aufstellen.
Schreiben Sie Ihr Vorhaben und Ihre Frage darauf: „Wir wollen uns beim Elternnachmittag zu einem Thema austauschen. Welches Thema müssten wir wählen, damit Sie kommen?“
Laden Sie die Eltern daraufhin persönlich ein, Themen zu notieren, die sie interessieren. Unterstützen Sie die Eltern bei Bedarf und machen Sie den Zeitrahmen transparent, in dem Eltern Themen vorschlagen können.
Bitten Sie in einer zweiten Runde alle Eltern darum, mit Hilfe von Klebepunkten das Thema auszuwählen, das sie am meisten anspricht. Gibt es mehrere Themen, die stark nachgefragt sind?
Dann können Sie die Eltern in einer dritten Runde wählen lassen, zu welchem Thema sie beim ersten Familiencafé Impulse erhalten möchten.
Das gelingt z. B. mit Abstimmungssäulen oder per Murmelglas: Beim Bringen der Kinder bekommt jedes Elternteil eine Murmel, die es in das entsprechende Themenglas einwerfen kann.
Transparenz und Verlässlichkeit
Nicht jede Beschwerde kann sofort gelöst werden- manche Anliegen betreffen strukturelle Abläufe oder das pädagogische Konzept. Daher ist es sinnvoll, Beschwerden regelmäßig im Team zu reflektieren und Zuständigkeiten festzulegen. Anschließend sollten Eltern über getroffene Entscheidungen und mögliche Veränderungen informiert werden. Falls Anregungen nicht umgesetzt werden können, ist es wichtig, dies sachlich zu begründen- gegebenenfalls mit einem Verweis auf die pädagogische Konzeption oder gesetzliche Rahmenbedingungen.
Fachkräfte müssen nicht für jedes Anliegen eine „perfekte“ Lösung parat haben. Entscheidend ist die Haltung, mit der sie den Eltern und ihren Anliegen begegnen, sodass diese sich ernst genommen fühlen.
Vorteile eines konstruktiven Umgangs mit Beschwerden
Ein offener, transparenter und lösungsorientierter Umgang mit Beschwerden trägt wesentlich zur Qualitätsentwicklung in Kinder- und Familienzentren bei. Werden die Anliegen der Eltern ernst genommen und konstruktiv behandelt, stärkt dies das gegenseitige Vertrauen und fördert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Zudem gibt ein klar strukturiertes Beschwerde- und Ideenmanagement den pädagogischen Fachkräften Sicherheit im Umgang mit Anliegen und Kritik von Eltern oder anderen Bezugspersonen.