Die Zusammenarbeit mit Eltern genauso wie die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern sind als Auftrag von Kindertageseinrichtungen im Gesetz* verankert. Pädagogische Fachkräfte sind also aufgefordert, das Kind und dessen Familie in den Blick zu nehmen und in einer Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern für bestmögliche Entwicklungschancen jedes einzelnen Kindes zu sorgen.

Wozu Zusammenarbeit mit Eltern?

Bereits in den ersten Lebensjahren wird die Grundlage für den späteren Bildungserfolg gelegt. Deshalb ist eine frühe Förderung besonders wichtig. Eltern spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie sind die wichtigsten Bezugspersonen für Kinder. Gleichzeitig verbringen Kinder aber immer mehr Zeit in Bildungseinrichtungen. Daher ist es wesentlich, dass Eltern und pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten eng zusammenarbeiten und damit Eltern in ihrer Bildungs- und Erziehungskompetenz anzuerkennen und zu stärken. Hinzu kommt, dass viele Eltern vor verschiedenen Herausforderungen stehen, wie zum Beispiel gestiegene Anforderungen an die Erziehung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder finanzielle Sorgen. Damit alle Kinder die besten Bildungschancen erhalten und Eltern in ihren Erziehungsaufgaben unterstützt werden, brauchen sie einen Ort, an dem alle willkommen sind. Kindertageseinrichtungen bieten hierfür die besten Voraussetzungen.

Struktur und Angebotsspektrum müssen regelmäßig hinterfragt werden und funktionieren nur auf Basis permanenter Aushandlungsprozesse.
Teilnehmerin bei einem Netzwerktreffen

Wenn Familien merken, dass ihre Wünsche und Bedarfe ernst genommen werden und sie sich für ihre Themen und Interessen aktiv einzusetzen können, erleben sie Selbstwirksamkeit. Kinder machen dann die Erfahrung, dass alle zusammen etwas gestalten können. Dies fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das KiFaZ wird so zu einem Ort lebendiger Demokratie.

Welche Haltung und welches Handwerkszeug brauchen Fachkräfte?

Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe entsteht dann, wenn es gelingt, Begegnungen mit Respekt, Wertschätzung, Vertrauen und echter Neugier für das Gegenüber zu schaffen. Um eine Zusammenarbeit mit Eltern in diesem Sinne verwirklichen zu können, müssen sich Fachkräfte vorurteilsbewusst mit ihren eigenen Werten und ihrer Haltung auseinandersetzen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich auf die vielfältigen Lebenswirklichkeiten der Familien und damit oft auf Neues einzulassen und von den Familien lernen zu wollen. Wissen um die diversen soziokulturellen Hintergründe der Kinder und Familien fördert Verständnis und Ideen, um für alle Kinder und Eltern anregende Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten zu schaffen. Eltern sind dabei Expertinnen und Experten für ihre Kinder und für ihre Lebenssituation. Diese Haltung gehört genauso wie pädagogisches Wissen zum Handwerkszeug in der Zusammenarbeit mit Eltern.

Wie können Eltern erreicht werden?

Familienfeste auf einem öffentlichen Spielplatz; ein Tag der offenen Tür in der Einrichtung; bedarfsgerechte Angebote niedrigschwelliger Familienbildung im Kinder- und Familienzentrum, schon bevor die Kinder in der Einrichtung betreut werden; Erziehungsberatung, die ins Elterncafé kommt – all dies schafft Möglichkeiten einer aktiv gepflegten Willkommenskultur. Fachkräfte können bewusst den Dialog suchen und Interesse an den Themen der Eltern zeigen. Mit einer Elternbefragung können sie erste Impulse zu aktiver Beteiligung der Eltern setzten.

KiFaZ sein hat viele Vorteile, gerade in diesem Punkt. Man kann die Eltern stärker einbinden – was natürlich nicht heißt, dass sie Arbeit übernehmen – und weitere Angebote ausbauen und gleichzeitig Beziehungen stärken.
Teilnehmerin bei einem Netzwerktreffen

Wie gelingt es, Eltern zu beteiligen?

Voraussetzung für gelingende Zusammenarbeit ist die Haltung des Teams, dass Beteiligung von Eltern eine Bereicherung ist. Diese gemeinsame Haltung wird durch eine fortlaufende und umfassende Auseinandersetzung im Team gefördert. Dabei helfen Fragen wie: Welche Möglichkeiten der Beteiligung von Eltern gibt es bereits in unserer Einrichtung? Wissen wir, woran und wie die Eltern sich beteiligen möchten? Wann wollen wir, dass Eltern Einfluss nehmen und welche Gestaltungsmöglichkeiten gestehen wir Eltern zu? Über welche Dinge wollen wir als Team entscheiden? Können wir anerkennen, dass Beschwerden eine wichtige Form der Partizipation sind? Wo sind in unseren bisherigen Abläufen Barrieren für die aktive Beteiligung von Eltern? Bei jeder Form der Beteiligung muss der Entscheidungs- und Mitbestimmungs-Spielraum transparent für alle sein. Wenn die Partizipation nicht mit dem einmaligen Kuchenbacken für den Basar beendet sein soll, müssen weitere Beteiligungsmöglichkeiten gut sichtbar sein, zum Beispiel in Form von Plakaten zu Elternangeboten. Wer sieht, dass die Nachbarin einen Nähkurs gibt, kommt eher auf die Idee, selbst einmal einen Gärtnerworkshop anzubieten. Auch ein Fotoprotokoll zum letzten Treffen des Steuerungskreises des KiFaZ unter Beteiligung der Elternvertretung kann im Eingangsbereich daran erinnern, dass die Eltern aktiv an der Entwicklung des KiFaZ beteiligt sind und sich einbringen können.

Kindergarten
Bild: Pro Church Media (Unsplash)

Der Nutzen des Sozialraums für das Kinder- und Familienzentrum

Kinder- und Familienzentren haben den Auftrag, sich sozialräumlich zu vernetzen. Mit einem Netzwerk vielfältiger Einrichtungen und Akteure aus dem Sozialraum (wie zum Beispiel Sportvereine, Kirchen- und Moscheegemeinden, Ortspolitik, Beratungseinrichtungen) können die Bedarfe und Wünsche der Familien gemeinsam bearbeitet werden. Ressourcen des Sozialraums, wie unterschiedliche Angebote, Räume, öffentliche Plätze werden den Familien zugänglich gemacht. Darüber hinaus fördern Netzwerke, die zwischen Familien entstehen, neue Unterstützungsstrukturen. Eltern erleben, wie sie sich aktiv in ihrem Umfeld mit Ideen und Fähigkeiten einbringen können und damit auf ihre Lebenssituation Einfluss zu nehmen.

Eltern wurden mehr ins Boot geholt. Eltern sehen die Einrichtung mit neuem Blick. Schöne Aktionen für und mit Familien sind entstanden.
Teilnehmerin bei einem Netzwerktreffen